Weniger ist mehr? Über zwei Jahre hat uns eine Situation ausgebremst und beschäftigt, die wohl Jahrzehnte für uns unvorstellbar war. Und bei allen Fesseln, die unser Leben entscheidend eingeschränkt haben, haben wir auch aus ihr gelernt. Es muss nicht immer mehr sein, schneller und weiter. Das Leben muss nicht immer ein Wettrennen sein aus mehr Erlebnis, mehr Action und mehr Strandbildern auf Instagram. Wenn auch zu einem sehr hohen Preis, hat die Natur für einige Monate Atem holen können.
Umso glücklicher sind wir, nun fast alle diese Fesseln hinter uns lassen zu dürfen. In Gesprächen wieder ein Lächeln zu sehen und, ja, auch wieder von Reisen in ferne Länder zu träumen vielleicht. Gleichzeitig beginnt morgen die Fastenzeit und die Vorbereitung auf Ostern. Ausgerechnet jetzt, wo wir wieder fast alles dürfen. Aber gehört zur Freiheit nicht auch, sich ganz freiwillig zu besinnen, innezuhalten und zu beschränken? Nicht überall «dabei» sein zu müssen? Kann Freiheit nicht gerade auch aus «weniger» und aus ganz freiwilligem Verzicht bestehen?
Nutzen Sie und wir die beginnende Fastenzeit, um Atem zu holen. Nicht, weil uns die Situation dazu zwingt, sondern weil es uns guttut. Machen wir uns frei für Gott und die Mitmenschen. «Und wenn du fastest, mach kein trauriges Gesicht. Die Leute sollen gar nicht merken, dass du fastest», sagt Jesus (Matthäus 6,16-18). Die Fastenzeit soll nicht die Freude verhindern – im Gegenteil.
Also freuen wir uns gemeinsam auf diese Zeit. Weniger kann auch mehr sein.
Herzliche Grüsse und Gottes Segen
Abt Vigeli Monn